Lange habe ich warten müssen, bis sich die Gelegenheit ergab, einen der letzten Reusenfischer von Hamburg-Blankenese zu begleiten. Was scheinbar einen Hauch von Folklore hat, ist tatsächlich knochenharte Arbeit.
Vier Stunden lang haben mein Steuermann Manni und ich von einem „Beiboot“ den Fischer bei seiner Arbeit verfolgt. Es war einer der letzten warmen und windstillen Tage im Oktober 2014.
Seit seinem fünfzehnten Lebensjahr legt Jürgen S. in der Elbe vor Blankenese Aalreusen aus. Bei der Schwere der Arbeit ist es eine Frage der Zeit, bis der Fischer nur noch zur Angel greift.
Natürlich hat der Fischer feste Plätze für seine zwölf Doppelreusen. Er muss aber auch flexibel sein und den Aal suchen. Gespür und Glück gehören auch zu einem guten Fang.
Zu jedem Arbeitsgang gehören das Herausholen der Reusen, das Herausnehmen der Fische und des Beifangs, sowie das Säubern und Vorbereiten der Reusen. Dann werden die Reusen ausgelegt, mit einem Anker festgemacht und einer Boje gekennzeichnet.
Neben dem Aal finden sich Wollhandkrabben, Garnelen, Butt und seit einigen Jahren auch Grundeln in den Reusen. Grundeln kommen aus dem Schwarzen Meer und sind bei den Fischern überhaupt nicht beliebt.
Die Strömung der Elbe ist nicht zu unterschätzen. Deshalb fährt Jürgen S. vorzugsweise bei Ebbe raus, weil jeder Meter weniger Wassertiefe auch weniger Strömung bedeutet.
Natürlich denkt Jürgen S. ans Aufhören, doch der Reiz ist einfach noch zu groß. Ich habe ihn während der etwa vier Stunden auf dem Wasser nur fröhlich, gut gelaunt und immer begeistert erlebt.